Die körpereigene Substanz Carnosin setzt sich aus zwei Aminosäuren zusammen (Alanin und Lysin) und ist ein sogenanntes Dipeptid. Damit ist Carnosin ein natürlich vorkommender Stoff. Wie alle Naturstoffe liegt auch Carnosin als Gemisch zweier Versionen vor: 50% D-Carnosin und 50% L-Carnosin. Diese beiden Formen verhalten sich zueinander wie Bild und Spiegelbild. Das heisst, sie sind sich ähnlich, aber sie sind nicht deckungsgleich und unterscheiden sich auch in ihrer Wirkung. Nur das L-Carnosin wird vom Körper erkannt und ist somit biologisch aktiv.
Wenn Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetika Carnosin enthalten und es nicht anders ausgewiesen ist, liegt meist die Mischung von D- und L-Carnosin vor. Kommt explizit nur das L-Carnosin vor, dann wird dies oftmals entsprechend ausgelobt. Auch wenn D-Carnosin zwar nicht biologisch wirksam ist, so entfaltet der Stoff dennoch pflegende Wirkung auf deine Haut. Der befeuchtende Effekt etwa hat nichts mit seiner biologischen Wirkung auf den Stoffwechsel zu tun. Stattdessen resultiert die Hydrierung rein aus einer chemischen Eigenschaft, wonach manche Stoffe Wasser anziehen und binden können – so auch Carnosin, unabhängig davon ob D- oder L-Carnosin.
Dein Körper nutzt für bestimmte Stoffwechselreaktionen ausschliesslich L-Carnosin, denn nur diese Form entfaltet biologische Aktivität. L-Carnosin erfüllt in deinem Körper wichtige Aufgaben. So wirkt es antioxidativ gegenüber oxidativem Stress, welcher natürlicherweise im Rahmen physiologischer Stoffwechselreaktionen entsteht . Carnosin schützt so Zellen vor nachhaltiger Schädigung und Zerstörung durch die oxidativen Einflüsse. Grundsätzlich findet sich Carnosin im ganzen Körper, besonders hohe Konzentrationen liegen aber in Muskulatur und Gehirn vor, da hier der Stoffwechsel besonders intensiv abläuft und somit vermehrt freie Radikale (oxidativer Stress) anfallen, die durch L-Carnosin neutralisiert werden können.
Mit dem Alter sinken die Konzentrationen von Carnosin im Körper und in der Haut. Daher soll die gezielte Anreicherung über die Haut – etwa in Form carnosinhaltiger Pflegeprodukte – unter Umständen vorteilhafte Effekte entfalten.
Im Körper ist L-Carnosin unter anderem an Prozessen beteiligt, die zu einer Verlängerung der Lebensspanne von Zellen beitragen. Daher wurde bereits Ende der 1980er Jahre vermutet, dass L-Carnosin eine Art Anti- bzw. Slow-Aging Substanz ist. Auch wenn die genauen Mechanismen noch nicht vollständig geklärt sind, weisen Studien darauf hin, dass L-Carnosin über die Haut aufgetragen positive Effekte entfaltet.
Carnosin (D- und L-Carnosin) steigert den Feuchtigkeitsgehalt der Haut und sorgt so für eine Linderung der Hauttrockenheit. Insgesamt kommt es hierbei zu einer Hautglättung und -beruhigung. Zudem soll L-Carnosin die Wundheilung verbessern und in reifer Haut das Wachstum und die Entwicklung bestimmter Hautzellen positiv beeinflussen. Auch profitiert die Haut von der antioxidativen Wirkung des L-Carnosins: es neutralisiert oxidativen Stress und schützt somit Gewebe und Zellstrukturen vor nachhaltiger Schädigung. Darüber hinaus ist L-Carnosin in der Lage, bestimmte Metallionen zu binden (Chelatisierung), die ansonsten wichtige Stoffwechselprozesse der Haut hemmen würden.
Eine weitere Wirkung betrifft die Hemmung der sogenannten „Glycation“. Es konnte gezeigt werden, dass eine mit L-Carnosin angereicherte Creme die Glycation von Hautzellen deutlich reduzierte, was seinerseits zur Verlangsamung von Alterungsprozessen beitragen kann.
Unter Glycation versteht man die „Verzuckerung“ von Proteinen oder DNA. In der Kosmetik wird mit Glycation somit oftmals die „Verzuckerung der Haut“ beschrieben. Die Glycation ist eine natürlich vorkommende Stoffwechselreaktion des Körpers, bei der bestimmte Zuckerverbindungen an verschiedene Zellbestandteile geheftet werden. Das Ergebnis sind sogenannte „advanced glycation end products“ (AGEs). Es ist nachgewiesen, dass Strukturen von Hautzellen, die mit AGEs markiert sind, eine beschleunigte Alterung zeigen. Wird die Anheftung von AGEs an diese Strukturen unterbunden, steigert dies die allgemeine Fitness der Zellen, sie bleiben länger gesund und altern nicht so schnell.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.