Glycolsäure wird aus Zuckerrohr gewonnen ist der bekannteste Vertreter der Fruchtsäuren. Chemisch betrachtet fällt Glycolsäure in die Gruppe der wasserlöslichen alpha-Hydroxysäuren (AHA). Unter den AHAs weist Glycolsäure die kleinste Molekülstruktur auf, weshalb sie relativ leicht in die lockere Struktur der obersten Hautschicht – Hornschicht – eindringt und dort den natürlichen Prozess der Hauterneuerung unterstützt.
Die Eindringtiefe und somit die Wirksamkeit von Glycolsäure hängt in erster Linie von zwei Faktoren ab: pH-Wert und Einsatzkonzentration. Dabei gilt, je saurer das Peeling-Produkt und je höher die Konzentration der Fruchtsäure, desto ausgeprägter sind sowohl positive, aber auch mögliche irritierende Wirkungen. Daher sind tiefgehende Glycolsäurepeelings mit hohen Konzentrationen und besonders niedrigem pH-Wert stets der Dermatologie und Dermakosmetik vorbehalten. Im Bereich der Pflegekosmetik finden Sie vor allem oberflächlich wirkende Glycolsäurepeelings mit Konzentrationen bis maximal 10%. Für eine peelende Wirksamkeit sollten diese mit pH-Werten im sauren Bereich formuliert sein (unter pH 4).
Glycolsäure wirkt am effektivsten im Bereich der Hautoberfläche. Hier unterstützt die AHA die Haut zunächst einmal dabei, nicht mehr benötigte, abgestorbene Hautzellen der Hornschicht zu entfernen. Der Teint erscheint glatter und strahlender.
Doch die Wirkung geht weitaus tiefer. So kann Glycolsäure auch Anzeichen von Sonnenschäden, wie Hyperpigmentierungen und Pigmentflecken mildern. Ein weiterer Vorteil: werden Hautschüppchen von der Hautoberfläche entfernt, verstopfen sie potentiell weitaus seltener die Poren, was der Entstehung von Pickeln und Mitessern vorgebeugt. Nicht zuletzt bedeutet eine dünnere Hornschicht, dass die Haut Pflegestoffe aus kosmetischen Produkten besser aufnehmen und verwerten kann.
Schauen wir tiefer, so wirkt sich Glycolsäure positiv auf die Hauterneuerung aus, auch wenn der Prozess dahinter bisher noch nicht vollständig verstanden ist. Was jedoch bekannt ist: Glycolsäure verbessert die Festigkeit und Elastizität der Haut, was der positiven Wirkung auf die Kollagen- und Elastinproduktion zuzuschreiben ist. Dadurch können bestehende Falten und Fältchen gemildert beziehungsweise ihre Entstehung verlangsamt werden. Zudem verbessert Glycolsäure den Feuchtigkeitsgehalt der Haut, sodass diese praller und frischer erscheint.
Pflegeprodukte mit Glycolsäure sind zumeist in Form flüssiger bis emulsionsartiger Peelings oder auch spezieller Seren erhältlich. Oftmals handelt es sich dabei auch um eine Mischung verschiedener AHAs, da dies positive Synergien auf der Haut entfaltet und mitunter verträglicher ist. Auch wenn sich Glycolsäure grundsätzlich für alle Hauttypen eignet, sollte die Verträglichkeit stets individuell bewertet und ausgetestet werden. Folgende Tipps können beim Einstieg in die Verwendung glycolsäure-haltiger Pflegeprodukte hilfreich sein:
Treten Irritationen wie Rötungen, Brennen oder Schmerzen auf, so ist dies kein Zeichen der Wirksamkeit des Peelings, sondern ein Warnsignal der Haut. Ein leichtes Kribbeln hingegen kann zu Beginn durchaus auftreten, sollte aber nach spätestens 5 Minuten abklingen.
Abschliessend gilt es zu beachten, dass die Verwendung von Glycolsäure (und von AHAs im Allgemeinen) die Haut empfindlicher gegenüber Sonnenlicht macht. Peelings mit Glycolsäure ohne gleichzeitige Verwendung eines UV-Schutzes ist in Sachen Anti-Aging ein Nullsummenspiel: die positiven Wirkungen des Peelings und die negativen Einflüsse der Sonnenstrahlung (Hautalterung) heben sich dabei gegenseitig auf. Wer nicht bereit ist, täglich einen Sonnenschutz zu tragen, tut der eigenen Haut mit der Verwendung von Glycolsäure keinen Gefallen.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.
Literaturangaben