„Ohne Alkohol“ – diese Auslobung findet sich heute auf immer mehr Pflegeprodukten, vor allem solchen für empfindliche Haut. Doch gleich vorab: Nicht jeder Alkohol ist potenziell hautreizend oder irritierend.
Vor allem die kurzkettigen Alkohole können in höheren Konzentrationen austrocknend und irritierend für die Haut sein. Du erkennst diese kurzkettigen Alkohole auf der Liste der Inhaltsstoffe (INCI) beispielsweise unter den Begriffen „Alcohol“ oder „Alcohol denat.“. Demgegenüber sind Fettalkohole langkettige Alkohole, die eine Verbindung aus Alkohol und Lipiden sind. So finden sich in Fettalkoholen oftmals natürlich vorkommende Fette und Öle. Besonders häufige Fettalkohole sind Cetylalkohol, Stearylalkohol und Cetearylalkohol.
Fettalkohole wirken als sogenannte Emollienzien und Emulgatoren. Emollienzien (Weichmacher) pflegen die Haut, machen sie weich und geschmeidig. Emulgatoren hingegen sind wichtige Hilfsmittel in Kosmetika, die die Konsistenz und Stabilität von Produkten verbessern.
Fettalkohole haben mehrere wichtige Funktionen bei der Pflege und dem Schutz der Haut. Fettalkohole legen sich wie eine Art Film auf die Haut und bilden so eine Schutzbarriere. Diese Barriere trägt dazu bei, die Haut vor äusseren Einflüssen zu schützen und Feuchtigkeit besser in der Haut zu bewahren. Dadurch wird die Haut vor dem Austrocknen bewahrt, was besonders bei für Menschen mit trockener, dehydrierter oder sensibler Haut relevant ist, aber auch bei kalten oder trockenen Bedingungen vorteilhaft ist.
In der Formulierung von Hautpflegeprodukten spielen Fettalkohole aufgrund ihrer pflegenden Eigenschaften eine zentrale Rolle. Sie finden sich in daher in einer Vielzahl von Produkten, wie Gesichtscremes, Augencremes, Bodylotions, Sonnenschutzmitteln, aber auch in Haarpflegeprodukten. Neben ihrer Rolle als Pflegestoffe fungieren einige Fettalkohole auch als Hilfsstoffe: Etwa als Verdickungsmittel oder zur Verbesserung der Textur von Hautpflegeprodukten, wodurch diese sich leichter auftragen lassen und ein angenehmes Hautgefühl hinterlassen.
Ihre Fähigkeit, zwischen öligen und wässrigen Komponenten zu vermitteln, macht Fettalkohole zudem zu idealen Emulgatoren. Emulgatoren helfen, die Inhaltsstoffe einer kosmetischen Zubereitung in einer einheitlichen Mischung zu halten. So tragen Fettalkohole zur Verbesserung der Haltbarkeit und Effektivität von Produkten bei, indem sie eine gleichmässige Konsistenz und optimale Anwendungseigenschaften gewährleisten.
Wenn dir auf der Liste der Inhaltsstoffe (INCI) folgende Alkohole begegnen, so handelt es sich um hautverträgliche Fettalkohole.
Kurzkettige Alkohole wie Alcohol oder Alcohol denat. dienen in vielen Hautpflegeprodukten als Lösungsmittel, Penetrationsverstärker oder Stabilisatoren. In hohen Konzentrationen eingesetzt, können diese Alkohole bei empfindlicher Haut, trockener Haut oder Hauterkrankungen wie Rosacea, Couperose oder Neurodermitis hautreizend sein. Aber selbst unempfindliche und normale Haut sollte nicht dauerhaft oder ausschliesslich mit Produkten mit hohen Anteilen kurzkettiger Alkohole gepflegt werden.
Achte je nach Hautzustand bei der Auswahl deiner Pflegeprodukte darauf, dass diese möglichst wenig oder keine kurzkettigen Alkohole enthalten. Hohe Anteile von Alcohol oder Alcohol denat. erkennst du daran, dass die Inhaltsstoffe weit zu Beginn der Liste der Inhaltsstoffe (INCI) stehen oder das fragliche Produkt bereits einen alkoholischen Geruch verströmt.
Trotz ihres Namens und der weitverbreiteten Stigmatisierung von Alkoholen in Hautpflegeprodukten, gelten Fettalkohole wie Cetylalkohol und Cetearylalkohol für die meisten Hauttypen als sicher und vorteilhaft. Fettalkohole sind im Gegensatz zu kurzkettigen Alkoholen nicht-irritierend und nicht-austrocknend. Fettalkohole sind somit auch für empfindliche Haut geeignet – zumal sie auch dabei helfen können, Reizungen durch andere Inhaltsstoffe zu minimieren.
Dennoch: Individuell kann in seltenen Fällen zu Irritationen kommen. Menschen mit extrem sensibler Haut oder bekannten Allergien gegenüber bestimmten Fetten und Ölen sollten bei der Verwendung neuer Pflegeprodukte stets einen Patch Test durchführen.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.